Wie blicken Jugendliche in Kempten auf Demokratie, ihre Werte und politische Teilhabe?
Unsere Online-Umfrage „Sag deine Meinung zu Demokratie in Kempten!“ zeigt: Die junge Generation verbindet klare Erwartungen, Hoffnungen, aber auch kritische Einschätzungen mit dem demokratischen Zusammenleben in ihrer Stadt.
Den gesamten Oktober über konnten Jugendliche und junge Erwachsene an der Online-Umfrage teilnehmen. Die Fragen reichten von „Welche Werte verbindest du mit Demokratie?“ über die wichtigsten Politikfelder und Beteiligungsformate bis hin zu konkreten Forderungen. Durchgeführt wurde die Umfrage von der Koordinierungs- und Fachstelle (KuF) im Rahmen von „Demokratie leben!“ in Kempten.

Die Ergebnisse aus den knapp 30 Fragen wurden am 14. November 2025 von Silvan Hecht (KuF) und Anastasia Zoubarev aus dem federführenden Amt in der Kunstfabrik Kempten präsentiert. Im Anschluss diskutierten Jugendliche, Vertreter*innen der Jugendkommission (JuKo) sowie weitere Interessierte über die Ergebnisse.
Wie definieren Jugendliche Demokratie?
Der Begriff „Demokratie“ wird von Jugendlichen sehr individuell beschrieben. Besonders häufig genannt wurden:
- Werte wie Freiheit, Gleichberechtigung und Mitbestimmung
- Die Möglichkeit, sich ohne Angst äußern zu können
- Das Prinzip, dass niemand unterdrückt oder ausgeschlossen wird
Viele Jugendliche verbinden Demokratie mit fairer Beteiligung und gegenseitiger Akzeptanz.
Beteiligung und Mitbestimmung
Ein starkes Signal: 89 % der Befragten wollen wählen gehen, sobald sie können, oder haben bereits gewählt. Viele glauben, dass ihre Stimme etwas bewirken kann – auch wenn Veränderungen oft erst durch die Summe vieler einzelner Entscheidungen entstehen.
Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse einen kritischen Blick: Manche Jugendliche fühlen sich politisch nicht immer ernst genommen oder nicht ausreichend beteiligt.
Nach eigener Einschätzung können Jugendliche ihre Meinung in Kempten am besten einbringen durch:
- Wahlen
- Schule
- Social Media
Weniger als Beteiligungswege wurden die JuKo sowie Gespräche mit Politiker*innen wahrgenommen.

35 % gaben an, ihre Meinung über Aktionen und Veranstaltungen in Kempten einbringen zu können, wobei insbesondere die Berufsschule mit über 70 % hervorstach. Gleichzeitig haben jedoch nur 30 % der Befragten bereits an einer solchen Aktion teilgenommen.
Daraus ergibt sich ein klarer Wunsch nach sichtbareren und niedrigschwelligeren Möglichkeiten, Politik mitzugestalten. Genannt wurden u. a.:
- Mehr politische Initiativen und Projekte an Schulen
- Niederschwellige Informationen, wo Engagement möglich ist
- Wertschätzende und direkte Kommunikation mit Politiker*innen
- Beteiligung bei jugendrelevanten Themen
- Mehr Räume für Jugendliche
Ein zentraler Punkt: Junge Menschen möchten gehört werden – nicht nur symbolisch, sondern mit echter Wirkung.
Wahlalter und politische Einstellungen
Bei der Frage zur Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre sprachen sich über 50 % dafür aus. Zustimmung kam besonders von Mädchen und Minderjährigen, während sich viele Jungen mehrheitlich dagegen aussprachen.
Vertrauen in Institutionen
Beim Vertrauen in Institutionen zeigten sich deutliche Unterschiede:
- Besonders hohe Werte erhielt die Polizei
- Weniger Vertrauen besteht gegenüber Presse, TV-Nachrichten und dem Bundestag
Zwischen Geschlechtern und Altersgruppen zeigen sich klare Trends:
- Jungen vertrauen Institutionen insgesamt stärker als Mädchen
- Ältere Jugendliche vertrauen Institutionen weniger als Jüngere
- Besonders Mädchen misstrauen politischen Einrichtungen
Fazit
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Demokratie von den Jugendlichen in Kempten grundsätzlich positiv gesehen wird und die demokratischen Werte – je nach Gruppe – stark verankert sind. Obwohl Demokratie vor allem in Schulen sichtbar wird, fühlen sich viele Jugendliche nicht ausreichend gehört, und die Wege zur politischen Teilhabe sind zwar vorhanden, jedoch oft unklar oder schwer zugänglich.
Insgesamt zeigt sich ein eher normatives Demokratieverständnis: Jugendliche beurteilen Demokratie vor allem anhand von Werten und Idealvorstellungen, weniger aus konkreter Erfahrung aktiver Mitbestimmung.



